1. Was hat Sie zu diesem Beruf geführt?
Ursprünglich habe ich ein Studium der Volkswirtschaft begonnen. Nach kurzer Zeit habe ich aber gemerkt, dass dies nichts für mich ist und habe dieses Studium wieder abgebrochen. Da ich früher schon viel mit Jugendgruppen zusammengearbeitet habe, kam mir der Beruf Lehrer in den Sinn. Ich absolvierte also ein Studium zu einem Sekundarstufenlehrer in Kunst und Englisch, welches die Klassen 5-10 umfasst. Da ich es lieber ländlich habe und aus Wiesbaden komme, habe ich mich hier in der Gegend als Lehrkraft beworben. Als ich zur damaligen Gesamtschule Aarbergen-Michelbach kam, klappte alles perfekt und ich konnte mich gut an der Schule einleben. Mit Kindern und heranwachsenden Jugendlichen zu arbeiten war durch meine vorherige Erfahrung gegeben und ich hatte keine Probleme.
2. Wie hat sich die Schule im Laufe der Jahre verändert?
Ich arbeite mittlerweile seit 35 Jahren an der Schule und in der Zeit verändert sich zwangsläufig sehr viel. Die Schule ist eine komplexe Bildungs-, Erziehungs-und Sozialinstitution. Unsere Aufgaben haben sich im Laufe der Jahre vervielfacht. Es geht nicht nur darum den Schülern ausschließlich das schulische Wissen über Mathe, Deutsch u.s.w. beizubringen und die Kinder zu bilden, auch wenn das natürlich die Hauptaufgabe einer Schule ist. Wir sind dazu da, die Schüler auf ihr späteres Leben vorzubereiten. Wir müssen einen Ausgleich zum Lernen im Unterricht schaffen und auch das soziale Leben fördern. Aus diesen Gründen haben wir nicht nur Lehrfachkräfte, sondern wir haben einen Medienberater in Sachen Jugendmedienschutz, wir haben eine Schulsozialarbeit, eine Seelsorgerin, eine Drogenberatung und starten das neuste Projekt, in dem wir mit den Digitalen Helden gegen Mobbing im Web zusammenarbeiten. Außerdem arbeiten wir eng mit der Polizei und dem ADAC zusammen, mit dem wir beispielsweise ein Verkehrssicherheitstraining durchführen. Im Laufe der Jahre kam auch immer sehr viel positives Feedback von Eltern und Schülern, welches uns zeigt, dass sich unsere Bemühungen auszahlen.
3. Welche Ziele verfolgen Sie an dieser Schule?
Ich bin immer für ein offene Schule, ich möchte, dass sich die Schüler hier wohlfühlen und achte deshalb immer auf die Aspekte, die dies ermöglichen. Nicht umsonst haben wir die R.A.D-Prinzipien. Diese kennt sowohl jeder Schüler als auch jeder Lehrer, da diese Schwerpunkte im Verhalten für beide Seiten gelten. Diese Prinzipien sind Respekt, Achtsamkeit und Disziplin. Ich setze mich mit der Schule auch stets für den Umweltschutz und Fairtrade ein. Deshalb haben wir z.B. auch die Aktionen „Sauberer Schulweg“ und kochen mit Fairtrade Produkten.
4. Mit welchen Problemen werden Sie konfrontiert und wie lösen Sie diese?
Viele ernsthaften Probleme haben wir derzeit nicht. Ich denke, keines der vorhandenen Probleme ist exorbitant speziell an unserer Schule, sondern bezieht sich schon fast auf alle Schulen oder das Bildungssystem insgesamt. Wir haben hin und wieder Meinungsverschiedenheiten, die sich aber meist schon im Gespräch klären oder ausräumen lassen. Ich bin ein Mensch, der nicht sofort zu Disziplinarmaßnamen greift, sondern erreichen möchte, dass sich die betroffenen Personen bewusst sind, was sie aus welchem Grund gemacht haben. Oft ziehen die Schüler und Lehrer schon daraus den Entschluss, eventuell anders zu reagieren. Ich verwende auch immer gerne die Vogelperspektive, in die man sich hineinversetzt um über den Dingen zu sein und zu schauen weshalb etwas überhaupt passiert ist und ob das nötig war. Außerdem ist diese Perspektive auch gut um sich einen gewissen Überblick zu verschaffen, wie es den anderen beteiligten Personen dabei geht. Persönlich habe ich als Schulleiter natürlich auch ein paar Baustellen wie Organisation, Termine, viele Gespräche und Abläufe, die sich aber mit ein wenig Geduld und Disziplin bewältigen lassen.
5. Was gefällt Ihnen an der Schule?
Mir gefällt vor allem der Fleiß und das Engagement der Schüler. Ich bin immer glücklich, wenn ich wahrnehme, dass es den Schülern Spaß macht zu lernen und sich auch für etwas einzusetzen. Das Engagement an der Schule ist hoch, was man auch daran sehen kann, dass ein rund ein Drittel der Schüler am freiwilligen Nachmittagsunterricht teilnimmt, was so keine Selbstverständlichkeit ist.
6. Mit welchen Schulen oder Unternehmen kooperieren Sie?
Ein paar habe ich ja schon genannt. Wir arbeiten mit allen umliegenden Grund- und weiterführenden Schulen sowie Oberstufen, Berufsschulen, der Gemeinden, Einzelhandel für die Betriebspraktika, der Polizei, der Feuerwehr, dem Rettungsdienst, Vereinen, Handwerkern, Architekten und vielen mehr zusammen. Zusammengefasst kann man sagen, wir sind ziemlich breit aufgestellt und vernetzt.
7. Was bietet die Schule am Nachmittag für die Schüler?
Wir bieten viele AG´s an, die mit Sport, Musik, Nachhilfe, Kochen und vielem mehr zu tun haben. Wir bieten unter anderem auch kostenlose Nachhilfe in Lernförderkursen für Mathematik, Englisch und Französisch an. Seit neustem ist auch muttersprachlicher Unterricht in Türkisch dabei. Außerdem haben wir eine tägliche Nachmittagsbetreuung.
8. Was verstehen Sie unter einem guten Schüler und wie war das bei Ihnen in der Schulzeit?
Natürlich kann man einen Schüler an seinen Ziffernoten messen. Aber die Gleichung gute Noten = guter Schüler ist zu einfach. Zum einen zählt auch die Leistungsbereitschaft, die Anstrengung seine Leistung verbessern zu wollen, ganz wesentlich dazu. Da kann auch der Sprung von einer fünf auf eine drei eine ganz herausragende Leistung sein. Zum anderen ist das Engagement und der Einsatz-wille für Dinge, die nicht unmittelbar aus dem Lernstoff hervorgehen, sondern darüber hinausgehen, ein großer Erfolgsindikator. Ich selbst kann das bei mir schlecht einschätzen, aber ich war eigentlich immer gut, hatte zwar ein paar Jahre, die nicht so gut liefen, aber ich war immer im guten Durchschnitt, soweit ich das selbst beurteilen kann.
9. Was waren Ihre Lieblings- bzw. Hassfächer und weshalb?
Ich war schon immer sehr an Kunst und Musik interessiert. Religion war damals auch ein sehr interessantes Fach, was aber auch größtenteils am Lehrer lag. Womit ich nie wirklich klargekommen bin, waren die Fächer Latein, Chemie und Physik. Ich habe sie zwar nicht wirklich gehasst aber mein Verständnis in diesen Fächern war nicht stark ausgeprägt.
10. Wo halten Sie sich am liebsten in der Schule auf?
Naturgemäß bin ich oft in meinem Büro. Da kann ich gut arbeiten, Gespräche führen und zwischendurch auch mal entspannen. Ich habe mir den Raum so eingerichtet, dass ich mich hier sehr wohl fühle. Ansonsten gefällt mir auch das Kellertheater oder die Bibliothek. Grundsätzlich gefällt es mir da wo ich mit den Schülern guten Unterricht machen kann und alles gut und entspannt verläuft. Insgesamt gefällt mir aber die gesamte Schule, vor allem da sie jetzt saniert wurde. Den Schulhof würde ich gerne etwas anders und grüner gestalten, was aber wahrscheinlich durch den vielen Betrieb schlecht umsetzbar sein wird.